Taxonomie einer Webseite | 3m5.

19. Oktober 2015

Die Navigationsstrukturen komplexer Webseiten stellen immer hohe Anforderungen an die Betreiber. Gerne wird dazu die Organisationsstruktur eines Unternehmens benutzt, was dann meist wenig mit den Bedürfnissen der Nutzer zu tun hat. Hat man jedoch aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, stellt man die Produkte und Services in den Vordergrund, was zu deutlich besseren Ergebnissen führt.

Die Navigationsstrukturen komplexer Webseiten stellen immer hohe Anforderungen an die Betreiber. Gerne wird dazu die Organisationsstruktur eines Unternehmens benutzt, was dann meist wenig mit den Bedürfnissen der Nutzer zu tun hat. Hat man jedoch aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, stellt man die Produkte und Services in den Vordergrund, was zu deutlich besseren Ergebnissen führt.
Es ist empfehlenswert, der Taxonomie einer Webseite entsprechenden Raum bei der Gestaltung größerer Web-Projekte zu geben. Ziel ist es dabei, den vorgesehenen Inhalten eine logische Struktur zu geben, die es der Zielgruppe ermöglicht, schnell zu den gesuchten Inhalten zu kommen. Diese Informationsarchitektur (IA) sollte erstellt werden, bevor man mit den eigentlichen Inhalten beginnt.
Zur Erstellung der IA beginnt man sinnvollerweise auf der untersten Ebene. Produkte oder Dienstleistungen werden dabei zunächst gruppiert. In den einzelnen Gruppen sollten dabei nur Elemente zusammengefasst werden, die sich von Art und Ausführung sehr ähneln.

Diese Gruppen fasst man dann wieder zu logischen Einheiten zusammen. So entwickelt sich eine logische Struktur von unten heraus, die es den Nutzern einfacher macht, zum gewünschten Resultat zu kommen.
Die auf der untersten Ebene erzeugten Gruppen kann man ebenfalls nutzen, um eine parallele Struktur einzuführen. So baut man eine erste IA nach Produktgruppen auf, nachfolgend nach anderen Kriterien, wie z.B. nach Branchen. Menschen sind verschieden und suchen unterschiedlich nach Inhalten. So kann eine unterschiedliche Navigation zu ein- und demselben  Angebot  führen. Zusammen mit der Suche deckt man so die unterschiedlichen Herangehensweisen der Nutzer ab.

Usability
Nutzer einer Webseite werden schnell überfordert, wenn die einzelnen Navigationspunkte zu umfangreich werden. Es ist dann schwierig, diese auf einen Blick zu erfassen und die „Qual der Wahl“ wird dabei zu groß. Es hat sich gezeigt, dass Menüs nicht mehr als 12 Punkte je Ebene enthalten sollten. Weniger ist dabei sicherlich der bessere Ansatz.
Diesem Punkt wiederspricht natürlich, dass man nicht zu viele Klicks benötigen sollte, bis man am gewünschten Ziel ist. Es gilt also die richtige Balance zu finden zwischen möglichst wenig Ebenen, andererseits die einzelnen Menüpunkte aber nicht zu überfrachten. Ziel sollte es dabei sein, nicht mehr als maximal 3 Klicks bis zur Information zu benötigen, was natürlich bei einem umfangreichen Produktportfolio unter Umständen eine sehr sportliche Anforderung sein kann.

Sortierung
Bei der Reihenfolge von Navigationspunkten werden häufig die verschiedensten Strategien diskutiert.Bei der Reihenfolge von Navigationspunkten werden häufig die verschiedensten Strategien diskutiert. Mit dem entsprechenden Hintergrund erscheint die Reihenfolge nach unterschiedlichen Gesichtspunkten auch sinnvoll, nur verstehen die Nutzer diese meist nicht und werden schnell überfordert.
Sinnvollerweise sortiert man die Navigation einfach alphabetisch. Das kann der Nutzer leicht nachvollziehen und man muss nicht für jeden Menüpunkt überlegen, welche Reihenfolge nun die (vermeintlich) richtige ist. In großen Unternehmen vermeidet man so auch endlose Diskussionen, da jeder mit seinem Produkt an der ersten Stelle sein möchte. Bei einer festgelegten Reihenfolge liegt das von vorneherein fest.
Bei Sprachen, wie z.B. Chinesisch und Japanisch, ist eine Sortierung nach Alphabet jedoch nicht möglich. Chinesisch wird z. B nach dem Basissymbol und der Anzahl der Striche in Uhrzeigerrichtung sortiert. Eine andere Möglichkeit ist nach der phonetischen Aussprache zu sortieren. Beides geht wohl nur, wenn man die Sprache beherrscht und eine automatische Funktion entfällt. Es ist also eine Frage des Aufwandes, den man betreiben möchte. Hier bietet sich vielleicht an, die Reihenfolge aus der englischen Sprache zu übernehmen, was technisch sicherlich einfacher ist.

Informationsarchitektur durch Tagging
Eine Alternative zur Erstellung der Navigation durch Verlinken ist die Zuordnung der Seiten durch Tagging. Mittels Tags wird dabei in der Seite festgelegt, wo diese in der Navigation eingeordnet wird. So kann man auch Seiten sehr einfach mehreren Punkten in der Navigationsstruktur zuordnen.
Die übergeordnete Seite muss dann jedoch so programmiert werden, dass der Titel der untergelagerten Seite ausgelesen wird, um den Link zu bilden. Je nach Wunsch kann auf die gleiche Weise noch der Untertitel oder ein kurzer Abstrakt unter den Link gesetzt werden. So bildet sich der Link und dessen Beschreibung automatisch aus der untergelagerten Seite. 
Bei kleineren Webauftritten kann die Navigation zu den Webseiten alternativ dann auch über eine Tag-Cloud erfolgen.

Produkt Information Management (PIM)
Vielfach existiert in einem Unternehmen schon eine Informationsarchitektur zu Ordnung der Produkte. Das Produkt Informationen Management (PIM) stellt Informationen für die verschiedensten Anwendungen zur Verfügung. Die Struktur und die damit verbundenen Informationen werden medienneutral in einem zentralen System verwaltet.
Existiert ein PIM, muss man sich über die Navigation im Produktbereich eines Webauftritts keine Gedanken mehr machen. Diese kann einfach vom PIM übernommen werden. Das trifft natürlich auch auf weitere Informationen zu, die im PIM schon vorliegen. So können z.B. Produkteigenschaften in einer Tabelle dargestellt werden, die aus dem PIM gespeist werden.
Bei einem umfangreichen Produktportfolio bietet es sich unter Umständen auch an ein PIM einzuführen, damit Struktur und gewisse Daten medienunabhängig gepflegt werden können. Das trifft ganz besonders dann zu, wenn die Produktinformationen auch für externe Online-Shops zur Verfügung gestellt werden sollen.

Card-Sorting
Die Einbeziehung der Nutzer einer Webseite ist eine besonders elegante Lösung, um die Navigationsstruktur eines Webauftritts zu entwickeln. Vorzugsweise eignet sich hierfür in erster Linie das Card-Sorting-Verfahren.
Dazu schreibt man die Titel der einzelnen Webseiten auf Kärtchen, die man 15-20 Kandidaten vorlegt. Diese machen aus diesen Kärtchen Haufen, um diese sinnvoll zu gruppieren. Anschließend gibt der Kandidat jedem Haufen einen plausiblen Namen. Die Ergebnisse der einzelnen Kandidaten führt man dann anschließend zusammen.
 

card sorting

Untertitel: Information zu Card-Sorting (Englisch)

Neben der Durchführung mittels Kärtchen bieten mittlerweile verschiedene Tools die Möglichkeit Cars-Sorting auch elektronisch durchzuführen.

Eine Übersicht möglicher Card Sorting Tools:
OptimalSort
userzoom
WebSort
xSort
SimpleCardSort

Struktur für die Suche
Suchfunktionen für komplexe Webseiten machen den Nutzern wenig Freude, wenn es keine Möglichkeiten gibt,  die Sucherergebnisse weiter zu filtern. Neben andern Filtern, wie z.B. Sprache, Farbe, Größe etc. empfiehlt es sich, auch die Informationsarchitektur als weiteren Filter anzubieten. So ergibt sich für den Nutzer eine Mischung aus Suche und Navigation, die schnell zu den gewünschten Ergebnissen führen.

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