An der Wiege von 3m5. geht es lustig zu wie früher – ein Besuch in einer besonderen Studenten-WG in Dresden
Der Weg in die Vergangenheit des IT-Unternehmens 3m5. führt zunächst ins Archiv des Dresdner Studentenwerks. Denn das Zimmer im Wohnheim Wundtstraße 3, in dem Stefan Jahn und Michael Eckstein ihre Internetfirma vor genau 20 Jahren gründeten, existiert in seiner damaligen Form nicht mehr. »Die Grundrisse sind bei der Sanierung Anfang der 2000er Jahre verändert worden«, sagt Sprecherin Dr. Heike Müller.
Was es noch gibt, ist die Wohneinheit, aufgeteilt in fünf Einzelapartments, drei Bäder und eine Gemeinschaftsküche. »Vor 20 Jahren wohnten hier bei Vollbelegung 14 Studenten«, sagt Stefan Jahn. »Doch voll war es zu unserer Zeit nicht, weil dieses Wohnheim nicht den besten Ruf hatte.« Schlechter Bauzustand, unsauber, aber beste Lage in Uninähe. Und Ende der 1990er Jahre preisgünstig und mit mehr Platz als den sanierten Häusern. Eckstein und Jahn bewohnten zu zweit ein Vierer-Zimmer, das gerade so Raum für Rechner und Monitore bot.
Und sie nutzten einen Riesenvorteil: »Wir waren über das Wohnheimnetz an das Netzwerk der Uni angebunden. Das hatte für die damalige Zeit eine sehr gute Internetverbindung.« Der Ruf des Heims hat sich inzwischen geändert: »Diese Wohnheime gehören zu unserem Vorzeigekomplex«, sagt Heike Müller. Inklusive Kita, Mensa und Fitnessstudio. Hier werden 1.600 Plätze für Studierende der Dresdner Hochschulen angeboten. Besonders viele kommen aus den Fachbereichen Mathematik und Naturwissenschaften.
Zur Wohneinheit im dritten Stock geht es durch einen langen Gang, der seit der Sanierung grellgrüne Scheußlichkeit verbreitet. Die Farbe hat Studierende schon in die Flucht geschlagen, hört man. Die fünf anderen Hochhäuser des Komplexes sind rot, weiß oder blau.
Hier wohnen also die Unerschrockenen – noch immer? »Ich mache nie das Licht an, wenn ich durchlaufe«, sagt Bettina. Die 20-Jährige wohnt in einem der Einzelzimmer der Einheit, in der vor 20 Jahren die 3M5 war. Ansonsten scheint sie nichts zu fürchten – selbst eine WG mit vier Männern nicht. »Wir finden es alle toll hier, die WG funktioniert und sogar der Putzplan wird eingehalten«, sagt Bettina. »Mein Vater hat als Student auch in einem Dresdner Wohnheim gewohnt – der sagt mir immer, wie schön ich es hier hab.« Sie alle studieren Physik, Elektrotechnik oder Mathematik, Bettina ist auf dem Weg zur Molekular-Biotechnologin.
Wie lebt es sich hier, in der Wiege von 3m5.? Mitbewohner Lukas: »Ich hätte nicht gedacht, dass hier im Studentenwohnheim mal eine Firma gegründet worden ist.« Warum eigentlich nicht? Würden Studenten von heute so etwas auch machen? Nachdenken, Kopfschütteln. Bettina: »Dabei ist es heute eigentlich ganz normal, ein Startup zu gründen, die Infrastruktur ist besser als damals, es gibt strategische und finanzielle Unterstützung. Damals gab es das nicht.«
Mitbewohner Burkhard: »Du musst aber auch eine super Idee haben.« Bettina: »Ich kenne einen, der hatte schon drei.« Sie meint den Gründer eines Startups, für das sie einmal gejobbt hat – in Berlin, der deutschen Gründer-Hauptstadt. Aus den ersten beiden wurde nichts, die Idee für das dritte Unternehmen funktioniert bis heute.
»Ich will lieber etwas Solides machen«, sagt Andreas, der 28-jährige Elektrotechnik-Student, der demnächst sein Diplom in der Tasche hat. Sagt er und stößt mit den Kollegen auf 3m5. an. In der Gemeinschaftsküche steht ein Stapel Bierkisten. Ein bisschen wie früher, aber nicht ganz. Stefan Jahn: »Bei uns standen die auf dem Balkon – drin war kein Platz.«
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